Ab wann gilt in Deutschland die Winterreifenpflicht?
Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Winterreifenpflicht in Deutschland

Die Winterreifenpflicht in Deutschland ist ein Thema, das alljährlich zur kalten Jahreszeit an Bedeutung gewinnt. Sie ist von der deutschen Straßenverkehrsordnung (StVO) geregelt und soll die Verkehrssicherheit bei winterlichen Straßenverhältnissen wie Schnee, Matsch und Glatteis erhöhen. Doch welche Regeln gelten genau? Wer ist verpflichtet, Winterreifen aufzuziehen, und was sind die Konsequenzen bei Verstößen? Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Winterreifenpflicht in Deutschland.
Gesetzliche Regelung der Winterreifenpflicht
In Deutschland gibt es keine festgelegte Zeitspanne für die Winterreifenpflicht, sondern eine situative Regelung. Das bedeutet, dass Winterreifen nur bei winterlichen Straßenverhältnissen vorgeschrieben sind. Laut §2 Absatz 3a der StVO sind bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte“ nur Fahrzeuge mit M+S-Reifen (Matsch und Schnee) erlaubt, die für solche Bedingungen ausgelegt sind. Diese Vorschrift gilt unabhängig von Datum oder Jahreszeit – sie greift also nur bei entsprechender Witterung.
In der Praxis empfiehlt sich jedoch der Grundsatz „O bis O“ (Oktober bis Ostern), da in diesem Zeitraum typischerweise mit winterlichen Wetterbedingungen zu rechnen ist. Viele Autofahrer nutzen diesen Leitsatz, um frühzeitig auf Winterreifen umzurüsten und sicherzustellen, dass sie für plötzliche Wetterumschwünge gewappnet sind.
Anforderungen an Winterreifen
Für Winterreifen gibt es bestimmte Anforderungen, die sie erfüllen müssen, um als solche anerkannt zu werden. Seit 2018 müssen alle Winterreifen das sogenannte „Alpine-Symbol“ – eine Schneeflocke in einem dreizackigen Bergpiktogramm – tragen. Reifen mit dem alten M+S-Symbol (ohne Alpine-Symbol) dürfen zwar noch verwendet werden, doch ab dem Jahr 2024 sind sie im öffentlichen Straßenverkehr nicht mehr zulässig. Der Hintergrund dieser Regelung ist, dass das Alpine-Symbol eine strengere Prüfung durchlaufen hat und bessere Fahreigenschaften bei winterlichen Straßenbedingungen garantiert.
Zudem schreibt die StVO eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor, wobei jedoch aus Sicherheitsgründen eine Profiltiefe von mindestens 4 Millimetern empfohlen wird. Reifen mit einem geringeren Profil verlieren schnell ihre Haftung auf nassen oder verschneiten Straßen und können das Unfallrisiko deutlich erhöhen.
Wer muss Winterreifen aufziehen?
Die Winterreifenpflicht gilt für alle Verkehrsteilnehmer in Deutschland, die ein Kraftfahrzeug führen, unabhängig von ihrer Herkunft oder dem Kennzeichen ihres Fahrzeugs. Somit sind auch Fahrer aus dem Ausland verpflichtet, sich an die Regelung zu halten, wenn sie sich auf deutschen Straßen bewegen. Die Verpflichtung bezieht sich dabei nicht nur auf Pkw, sondern auch auf Nutzfahrzeuge und Lkw.
Für Motorräder gibt es jedoch eine Ausnahmeregelung: Sie sind von der Winterreifenpflicht befreit, da viele Motorräder nicht wintertauglich sind und bei winterlichen Straßenverhältnissen ohnehin nicht genutzt werden sollten. In solchen Fällen wird empfohlen, das Motorrad sicher abzustellen und auf alternative Transportmittel umzusteigen.
Sanktionen bei Verstößen
Verstöße gegen die Winterreifenpflicht können empfindliche Bußgelder und weitere Konsequenzen nach sich ziehen. Wer bei winterlichen Verhältnissen ohne entsprechende Bereifung erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Führt der Verstoß zu einer Verkehrsbehinderung, erhöht sich das Bußgeld auf 80 Euro, bei Gefährdung anderer auf 100 Euro und bei einem Unfall sogar auf 120 Euro. Diese Sanktionen sollen Autofahrer dazu anhalten, ihrer Verantwortung nachzukommen und die Verkehrssicherheit nicht zu gefährden.
Zusätzlich drohen im Falle eines Unfalls ohne Winterreifen möglicherweise auch versicherungsrechtliche Konsequenzen. Einige Versicherungen können bei Fahrlässigkeit die Zahlung kürzen, wenn der Unfall durch mangelnde Bereifung mitverursacht wurde. Das kann hohe Kosten für den Fahrer nach sich ziehen.
Tipps zur Winterreifenpflege
Damit Winterreifen optimal funktionieren und lange halten, ist es wichtig, auf eine angemessene Pflege zu achten. Winterreifen sollten bei Temperaturen unter 7 °C aufgezogen werden, da sie bei kühleren Temperaturen weicher bleiben und somit eine bessere Haftung bieten. Beim Einlagern im Sommer sollten die Reifen kühl, trocken und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt aufbewahrt werden. Eine regelmäßige Überprüfung des Reifendrucks und der Profiltiefe erhöht ebenfalls die Lebensdauer und die Sicherheit der Reifen.
Fazit
Die Winterreifenpflicht in Deutschland dient der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer und ist eine wichtige Maßnahme, um Unfälle bei winterlichen Bedingungen zu vermeiden. Autofahrer sollten sich frühzeitig um die passende Bereifung kümmern und die Witterungsbedingungen im Blick behalten. Die situative Regelung bietet zwar Flexibilität, setzt jedoch auch Eigenverantwortung voraus. Durch die richtige Bereifung und entsprechende Vorsicht können Unfälle vermieden und Bußgelder umgangen werden.